Schünzel, Reinhold
Schauspieler, Regisseur und Produzent, geb. 7.11.1888 Hamburg-St. Pauli, gest. 11.9.1954 München
Der geschmeidige Showman und Dandy durchlief drei erfolgreiche Karrieren im Film von 1910 bis in die dreißiger Jahre, ehe er von den Nazis ins Exil vertrieben wurde. Aufgewachsen auf St. Pauli, arbeitete S. zunächst als kaufmännischer Angestellter im Verlagshaus Scherl in Berlin, während er nebenher bereits als Statist am Königlichen Schauspielhaus tätig war. Als Filialleiter des Verlags kam er nach Bremen und Hamburg, wo er sich auch in einem Bühnen-Verein um Richard Ohnsorg engagierte. 1912 nahm er eine Stellung bei einem reisenden Varieté an, bevor er an das Stadttheater Bern wechselte. Bis 1920 hatte er ein Engagement an den Meinhard-Bernauer-Bühnen in Berlin. In den zwanziger Jahren trat S. nur noch gelegentlich auf der Bühne auf. Seit 1916 machte er sich vor allem als Filmschauspieler einen Namen, indem er meist als zynischer Bonvivant oder abgefeimter Großstadt-Ganove glänzte. Mit Anita Berber, Conrad Veidt und Werner Krauß bildet er das erfolgreiche Quartetto infernale in Richard Oswalds Sittenkino. Ab 1918 betätigte er sich auch als vielseitiger Regisseur und Produzent. Seit der Mitte der zwanziger Jahre entstanden improvisierte Komödien, in denen S. nicht nur als Star brillierte, sondern auch Regie führte und produzierte. Als Regisseur von Tonfilmen galt S. zudem als Spezialist für ironische, musikalische Komödien wie Viktor und Viktoria (1933) und Amphitryon (1935). Ab 1933 arbeitete S. als so genannter »Halbjude« mit einer von Goebbels erteilten Sondererlaubnis, bis er 1937 in die USA emigrierte (→ Emigration). 1938 führte er in Hollywood zunächst Regie bei Musikfilmen, ab 1942 verdingte er sich meist als Darsteller von Nazi-Schurken. Nach seiner Rückkehr im Jahr 1949 verschrieb sich S. vor allem der Theaterarbeit in München. Daneben trat er aber auch in Nebenrollen im Film auf, für seinen Auftritt in Meines Vaters Pferde wurde ihm 1954 der Bundesfilmpreis verliehen. Beim CineFest in Hamburg wird seit 2004 der Reinhold Schünzel-Preis für Verdienste um das deutsche Film-Erbe verliehen.