Hirsch, Markus Mordechai-Amram
Rabbiner, geb. 17.2.1833 Tiszabö/Tisza-Beö (Ungarn), gest. 18.5.1909 Hamburg
H., Sohn und Enkel ungarischer Rabbiner, besuchte ab 1848 zunächst die Jeschiwa in Preßburg, danach in Csába. 1853 kam er nach Prag, wo er Schüler von Rabbiner Salomon J. Rapoport wurde und zugleich an der Universität studierte. 1856 übernahm er das Rabbineramt in Karcag (Ungarn), folgte jedoch kurz darauf einer Berufung zum Distrikrabbiner in seiner Heimatstadt Tiszabö. 1861 bis 1880 wirkte er als Gemeinderabbiner und Rektor der bedeutenden Talmud-Tora-Schule in Óbuda/Alt-Ofen (Ungarn). Von staatlicher Seite wurde er 1867 mit der Schlichtung der innerjüdischen Gemeindestreitigkeiten in Ungarn betraut und konnte 1869/70 erfolgreich darauf einwirken, die Spaltung der Gemeinden in unabhängige orthodoxe und liberale Körperschaften zu verhindern. Im März 1880 trat er das Amt des Prager Oberrabbiners an; in der Gemeinde galt er jedoch als zu konservativ. 1889 qualifizierten seine ehemals vermittelnde Haltung zwischen Anhängern der ungarischen Orthodoxie und der Reformbewegung sowie seine Bildung H. für die Berufung zum Oberrabbiner nach Hamburg (→ Rabbinat). Sein paternalistisches Auftreten führte ihm die Herzen der einfachen Gemeindemitglieder zu und dank seiner Meisterschaft in der volkstümlichen Predigt entwickelte sich die unter seiner Amtsführung erbaute Synagoge am → Bornplatz (50) zum gottesdienstlichen Mittelpunkt für die breite Masse. Sein Anliegen, die Bildung der Jugend zu fördern, ließ ihn in Hamburg zwei Religionsschulen für Jungen und Mädchen sowie die orthodoxe höhere Privatmädchenschule (ab 1912: Lyzeum Bieberstraße) (48) gründen. Als Ausschussmitglied der »Freien Vereinigung für die Interessen des orthodoxen Judentums« galt er als eine der Leitfiguren der Orthodoxie.